[Home] [2019] [2018] [Ebernburg] [erste Arbeiten] [das Projekt] [Gemälde 2015-1] [Galerie] [Pete Clarke] [Georg Gartz] [Impressum]
Allgemeine Zeitung Foto

                      Foto: Beate Vogt-Gladigau

KÜNSTLERBAHNHOF

Georg Gartz und Pete Clarke sind vom englischen Landschaftsmaler fasziniert

Von Beate Vogt-Gladigau

BAD MÜNSTER AM STEIN-EBERNBURG - Die beiden renommierten Künstler Georg Gartz aus Köln und Pete Clarke aus Liverpool treffen sich seit 17 Jahren jeweils einmal im Jahr zu einem gemeinsamen Projekt. Seit das Künstler-Duo vor einiger Zeit den Maler William Turner entdeckte, sind sie in den Bann des englischen Landschaftsmalers geraten und ihm auf der Spur. Schön, dass Turner 1844 im Alter von 69 Jahren auf seinem Weg nach Venedig den Blick auf den Rheingrafenstein, die Ebernburg und Winkel in Bad Kreuznach suchte. Denn dieser Hintergrund führte jetzt auch das Künstler-Duo aus Köln und Liverpool an die Nahe und in den Künstlerbahnhof Ebernburg.

 „Wir sind fasziniert von Turners Weg der Abstraktion und wie er mit Licht umgeht“, meint Gartz. Bei einem Workshop auf der Ebernburg im vergangenen Jahr hatte er den „Turner-Blick“ auf der Pouilly-Brücke entdeckt – eine Schautafel mit dem Druck von Turners Arbeit auf die Burg und den Rotenfels. Mit „Turner-Blicken“ hatte der Rotary Club vor vier Jahren auf Turner aufmerksam gemacht, der die Felserhebungen am Naheufer dramatisiert, die Ebernburg in eine alpine Landschaft versetzt und in der typischen Handschrift seines Spätwerkes beobachtet und verfremdet hatte. Licht und Stimmung bestimmten die atmosphärische Formensprache. Er gilt als Vorbereiter des Impressionismus und der abstrakten Kunst des 20. Jahrhunderts.

Die gemeinsamen Arbeiten von Clarke und Gartz entstanden im Wesentlichen während ihres Aufenthaltes im Bahnhof seit Anfang September, und zwar im künstlerischen Dialog. „Das Ergebnis sind Arbeiten, die Elemente beider Künstler zu einer neuen Einheit zusammenfügen, wobei die Sprache des einen eine neue Dimension bekommt im Zusammenhang mit der des anderen“, so Gernot Meyer-Grönhof bei der Eröffnung der Ausstellung „Naheblick – Auf den Spuren von William Turner“. Der Kreuznacher Maler und Grafiker führte in die Arbeiten des Duos ein, die ebenso wie Turner Skizzen vor Ort erstellten, sich im Atelier aber davon entfernen und die „Notizen“ abstrahieren.

Die Arbeitssituation stellt sich dann so dar, dass beide auf einer Leinwand mit dem Bild beginnen, dann an den anderen weitergeben. Jeder gibt also etwas vor und jeder reagiert. Die ersten Ergebnisse vor Ort sind die Arbeiten mit dem Titeln „Rheingrafenstein 1, 2 und 3“. Der Reiz entsteht auch dadurch, dass die Arbeiten von Pete Clark zeichnerisch geprägt und farblich zurückhaltender sind, die von Gartz von der Farbe und von Formen dominiert werden. Der Zusammenklang der beiden Stilelemente in mehreren Schichten und die oft expressive Weiterentwicklung („Blauer Portugieser“) sind sehenswerte Experimente, die kompositorisch stimmig sind.

Unumwunden geben beide zu, dass sie sich dabei durchaus auch ins Gehege kommen können. „Aber wir kommen trotzdem immer zu einer Lösung – wir kriegen das geregelt“, schmunzelt Gartz. Denn plötzlich fügt sich der ursprüngliche „Fremdkörper“ spannungsreich in die Komposition ein oder die Zeichnung behauptet sich trotzdem. Auch Meyer-Grönhof hatte beobachtet, wie Gartz „entsetzt“ war, als Clarke mit einem kräftigen Rot über das geliebte Gelb von ihm malte. Clarke war wohl bestimmt manches Mal geschockt, wenn seine zarte Pinselzeichnung mit einem einzigen Strich in den Hintergrund verbannt wurde. Durch die Werkphasen als Duo verändert sich außerdem für jeden der beiden auch der künstlerische Blick, wird „offener, freier und reicher“, unterstreicht Meyer-Grönhof. Neben 13 Gemeinschaftsprojekten auf Leinwand sind auch 14 Einzelbilder von Gartz und Clarke auf Papier zu sehen.

Allgemeine Zeitung, 6.0ktober 2015

 

Öffentlicher Anzeiger Foto1

Künstlerbahnhof-Stipendiaten auf den Spuren von William Turner

Von Albert Kossmann

Zwei Künstler wandeln auf den Spuren des englischen Malergenies William Turner und haben für ein paar Wochen im Künstlerbahnhof Stopp gemacht. Pete Clarke aus Liverpool und der Kölner Georg Gartz ließen sich von dem reisefreudigen Wegbereiter des Expressionismus inspirieren, der sich 1844 als 64-jähriger an der Nahe aufhielt und in Bad Kreuznach und in der Kurstadt unter dem Rheingrafenstein Skizzen anfertigte und Aquarelle malte.

Genau wie Turner hat es die Künstlerbahnhof-Stipendiaten gereizt, sich mit der Landschaft rings um den Rheingrafenstein auseinandersetzen und den Porphyrfelsen zum Motiv ihres künstlerischen Schaffens zu machen. Die am Donnerstagabend eröffnete Ausstellung ‚Naheblick’ präsentiert die Ergebnisse, in denen die Künstler mit dem Aquarellpinsel ihre Eindrücke vom Felsen in freier Komposition in allen Farben und Formen umgesetzt haben. Das Rot des Gesteins, das sanfte Grün eines sonnigen Septembertags und die Farben der Jahreszeit dominieren in allen Arbeiten.

Die Aquarelle und Acrylbilder von Gartz leben von intensiven Tönungen, mit denen er den Rotenfels abstrahiert und weitgehend der Wirklichkeit entrückt. Mit breiten, großzügigen Pinselstrichen bringt er intensive Farben auf Papier und Leinwand und erreicht durch die Kontraste im Wechsel von leuchtenden Tönen zu dunkler Farbgebung mit tönerner Bräune ungeheure und reizvolle Kontraste.

Pete Clarke kommt in seinen Aquarellen seinem Vorbild William Turner wesentlich näher, der den Rotenfels als gewaltiges Massiv wie Gebirge in den Alpen gemalt hat. Clarke wählte zuweilen wie Turner eher subtile Tönungen, stellt den Rotenfels zerklüftet und schroff dar.

Dabei greift der Engländer zu einem Kunstgriff und hat die Formen des Gesteins hart mit Schwarz konturiert und verleiht den Bildern somit Plastizität und Schärfe. Gelegentlich greift er auch auf intensivere Tönungen zurück: Leuchtendes Gelb, feuriges Rot und grelle Blauvarianten dominieren mit neutralem Grün.

Die Farben fügen sich auch als Gerippe in den plakativen, großflächigen überdimensionalen Gemeinschaftswerken, in denen die beiden Künstler einen nachvollziehbaren künstlerischen Dialog führen. Der Maler, Grafiker und Baugestalter Gernot Meyer-Grönhoff erklärte in seinen einführenden Worten das Ergebnis dieses Schaffens:“ Die Künstler haben die eigenen Elemente zu einer neuen Einheit zusammengefügt, wobei die Sprache des einen in eine neue Dimension mit der des anderen eingeht.“ Beide Künstler empfänden, seit sie sich 1998 bei Partnerschaftstreffen zwischen Liverpool und Köln zum ersten Mal trafen und eine gemeinsame Malaktion veranstalteten, die Zusammenarbeit als eine Bereicherung der eigenen künstlerischen Tätigkeit

Öffentlicher Anzeiger, Bad Kreuznach, den 6.10.2015

weiter